Zum Thema „weibliche Vorgesetzte“ las ich neulich bei Twitter folgenden Tweet:
Vielfalt macht robust: Unternehmen mit männlichen Monokulturen in der Führung riskieren, dass ihnen in Krisen entscheidende Skills fehlen – die aber bei disruptiven Veränderungen gefragt sind. #FrauenInFührung #geradejetzt https://t.co/e6fpRcSOyi pic.twitter.com/eHZk1B2ADi
— AllBright Stiftung (@AllBrightGer) May 15, 2020
Diese Aussage hat mich nicht überrascht, denn auch schon vor der derzeitigen Corona-Krise empfand ich die Kommunikation meiner weiblichen Vorgesetzten klarer als die der männlichen.
Seit nunmehr 12 Jahren bin ich im Berufsleben. Es mag meiner Branche geschuldet sein, dass ich dabei immer auf weibliche Vorgesetzte gestoßen bin. Marketing gilt als weibliche Domäne. Doch es ist auch schlichtweg so: Junge Frauen stellen die Hälfte aller Hochschulabsolventen und drängen somit auch immer mehr in die Führungsebene. Gut so! Denn oftmals sind Frauen sehr gut qualifiziert, leistungsstark und karriereorientiert.
Schon bei meinem ersten Arbeitgeber nach dem Studium, bei dem ich acht Jahre war, war meine direkte Vorgesetzte eine Frau. Ich war froh darüber, dass sie mich damals an die Hand nahm, mich ins Berufsleben einführte und mir Aufgaben überließ, die ich mir selbst damals noch gar nicht selbst zutraute. Dieses Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten habe ich bei männlichen Vorgesetzten nie erlebt.
Weibliche Führungskräfte sind weiterhin eine Seltenheit
Auch wenn ich in meiner bisherigen Laufbahn einige Frauen als Führungskraft erlebt habe, sind diese leider noch immer unterrepräsentiert. Vor allem auf der obersten Ebene der Chefetage, in Aufsichtsräten und im Vorstand, sind Frauen kaum zu finden. Auch wenn der Anteil von Chefinnen im öffentlichen Dienst fast die Hälfte ausmacht, so sind in der Privatwirtschaft immer noch meistens Männer in Führungspositionen.
Folgende Vorteile haben weibliche Vorgesetzte
Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Vorgesetzten ist aus meiner Sicht erstrebenswert – haben Frauen doch andere Qualitäten im Führungsstil als ihre männlichen Kollegen. Für mich sind die folgenden dabei am wichtigsten:
Empathie
Generell empfinde ich es so, dass eine Führungskraft nicht nur wirtschaftlich und strategisch denken muss. Für mich ist es wichtig, dass mein*e Vorgesetzte*r empathisch ist und nachvollziehen kann, dass Mitarbeitende nicht nur Arbeitsmaschinen sind, sondern dass dahinter immer ein Mensch steht.
Klare Kommunikation
Einer der Punkte, die für mich am herausstechendsten sind: Eine weibliche Vorgesetzte hat eine klare Kommunikation. Egal, ob es um Arbeitsanweisungen geht oder die Vermittlungen dessen, was gerade im Unternehmen vor sich geht: meine weiblichen Vorgesetzte hat es immer verstanden, mir zu vermitteln, was sie denkt, braucht, plant. Dies ist eine sehr wichtige Grundlage für den nächsten Punkt, auf den ich zu sprechen kommen möchte.
Teamorientiertes Führen
Frauen sind teamorientiert. Meine weibliche Vorgesetzte hat in meiner bisherigen Karriere immer jeweils die Mitarbeitenden, also die operative Ebene, bei Entscheidungen mit eingebunden. Das führt natürlich dazu, dass die daraus entstandenen Lösungen auch vom Rest des Teams mitgetragen werden.
Studien gehen außerdem davon aus, dass Frauen in Führungspositionen gute Motivatoren sind und ihre Rolle als Führungskraft stärker als ihre männlichen Kollegen mit fachlicher Führung untermauern. Ich erlebte es oft so, dass die weibliche Vorgesetzte uns Mitarbeitenden sachlich Argumente für die jeweilige Entscheidung dargelegt hat und diese nicht einfach als gesetzt galten. Frauen haben ein weniger stark ausgeprägtes hierarchisches Denken. Das hat sich immer positiv auf unsere Motivation und das Arbeitsklima innerhalb des Teams ausgewirkt.
Flexibilität
Traurig, aber wahr: Der Großteil der Care Arbeit wird auch heute noch von den Frauen in der Familie geleistet. Das bedeutet aber auch, dass Frauen deshalb ein größeres Verständnis dafür haben, dass Mitarbeitende mitunter flexible Arbeitsbedingungen und eine gute Work-Life-Balance benötigen.
Bei meinen Führungskräften waren sowohl Mütter und Väter, als auch Kinderlose dabei. Dennoch kann ich aus vollster Überzeugung sagen: Nur bei den Frauen, egal ob mit oder ohne Kinder, gab es das nötige Verständnis und die Flexibilität für mich als Mutter, meinen Arbeitsalltag mit meinem Privatleben zu vereinen. Männer, selbst Väter, konnten diese Art und auch die Tiefe des Verständnisses hierfür nie aufbringen.
Vertrauen in die Mitarbeitenden
Wie oben schon ausgeführt, habe ich im Umfeld von weiblichen Führungskräften alleingetroffene Entscheidungen selten erlebt. Mit dem Teamgedanken im Hinterkopf haben meine Chefinnen immer mindestens einen ihrer Mitarbeitenden miteinbezogen – auch wenn die schlussendliche Entscheidung die Vorgesetzte selbst treffen musste, aber die Meinung ihres Teams war ihr immer wichtig.
Dies setzt ein Vertrauen voraus, das nicht zuletzt auf den vorher genannten Punkten basiert: Hat eine Führungskraft genug Empathie, um sich in die Mitarbeitenden hineinzuversetzen und ist sie zu einer klaren Kommunikation fähig, um ihr Team auch als ein solches Team führen zu können, dann resultiert daraus ein erhöhtes Vertrauen. Mitarbeitende werden eingebunden oder treffen eigenständig Entscheidungen, die die Chefinnen mittragen.
Dieses Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter zeigt sich nicht nur bei Entscheidungen, sondern auch beispielsweise darin, ob die Führungskraft seinen Mitarbeitenden soweit vertraut, dass diese auch im Home Office effizient arbeiten.
Ich habe also weibliche Vorgesetzte immer positiv erlebt und freue mich, dass ich auch bei justZARGEScommunicate! wieder zwei starke Frauen an der Spitze erleben darf. Dies ist aber keine Selbstverständlichkeit und gerade unter Gründer*innen, Vorstandsvorsitzenden und CEOs gibt es noch viel zu wenige Frauen. Daher müssen wir immer noch über Themen wie eine Frauenquote in Führungspositionen und Gender Pay Gap sprechen.
Bei diesen Diskussionen handelt es sich oft um hochemotinalisierte Diskussionen, da die eine Seite versucht, eine Gleichbehandlung herzustellen, die andere aber gerne am Status quo festhalten möchte. Dennoch ist eine Debatte darum wichtig, denn wie ich finde, hat es viele Vorteile, weibliche Vorgesetzte mit im Unternehmen zu haben.
Wie seht ihr das? Erkennt ihr Unterschiede im Führungsstil von männlichen und weiblichen Führungskräften? Ich freue mich über einen Austausch darüber auf unseren Social Media Kanälen: Facebook Twitter LinkedIn Xing